Deutsch

Leider musste ich Tasmanien verlassen. Ein Ort an dem ich gute Freunde hatte, einen guten Job, mich sehr wohl und zuhause gefühlt habe.

Ich blieb ein paar Tage bei Keith der mich wie immer etwas aufheiterte. Ich hatte ein paar Ersatzteile aus Deutschland bestellt, die aber auch nach 4 Wochen noch nicht da waren. In der hälfte zwischen Melbourne und Adelaide bekam ich ein eine SMS von Keith “rate mal was gerade gekommen ist…” Also musste Keith meine Zeug nach Alice Springs schicken. Für mich läuft einfach nichts problemlos in Australien… Dann ging es weiter zu den Osbornes und dann von dort aus Richtung Norden. In zwei Tagen bis Uluru, “nur” 1700km. Es war besser als ich es mir vorgestellt hatte und auch nicht so voll. Naja außer bei Sonnenauf – und Untergang. Von dort ging es zum wunderschönen Kings Canyon und dann weiter nach Alice Springs von wo aus ich ein paar Tagestouren machte. Eigentlich wollte ich von Alice die Great Central Road nach Perth fahren aber seit dem ich immer noch auf meine Carnet Verlängerung warte würde es nicht klappen falls ich sie nicht bekomme. Also ging es nach Norden.

500km die Straße hoch kam die Verlängerung durch. Ich wollte nicht 800km zurück fahren also bog ich nach rechts ab und fuhr Richtung Cairns. Wieder lief es nicht wie erhofft. Daintree und Cairns waren schön. Habe bei Uta und Lisa gewohnt und hatte eine super Zeit dort.

Ich war sehr Rastlos also machte ich mich über den Savannna Way auf nach Westen. Der erste Teil war geteert. Dann stand dort ein Schild “high clearance 4×4 only” Das kann ich besser dachte ich mir. Die ersten paar hundert kilometer fragte ich mich warum dieses Schild dort gestanden hat. Bis ich zu einer Flussdurchfahrt kam. Es war sehr schlammig am boden also blieb die schwere BMW stecken. Die Wahl der Stollenreifen zahlte sich aus und ich konnte mich befreien. Ein guter Start dachte ich. Die nächste Wasserdurchfahrt war tiefer, aber machbar. Dann eine die zu tief für meine BMW war also lief sie voll mit Wasser. Im Fluss rausschieben ist keine leichte Aufgabe. Aber deswege heißt sowas ja auch Abenteuer und nicht Kaffeefahrt. In einer Wasserdurchfahrt die glücklicherweise nicht so tief war sah ich als ich in der Mitte war ein prähistorisches Tier auf der anderen Seite sitzen. Ich kam etwas ins schwitzen. Oben auf der Böschung hielt ich an und über lerlegt “also wenn da so ein ding sitzt und ich jetzt näher richtugn Meer fahre heißt dass das in den nächsten Wasserdurchfahrten auch so Dinger sitzen können. Na gut, keine Wahl, weiter gehts. Bei jeder weiteren Wasserdurchfahrt konnte ich mein Herzschlag im ganzen Körper spühren. Zurück auf dem Asphalt fand ich es zu erst langweilig, dachte aber etwas später “noch mehr wasser? Nein danke, die nächsten Tage nicht mehr” Also machte ich mich auf den Weg nach Darwin. Motorrad reparieren, entspannen und weiter gehts.

In den Kakadu. Schöne Wanderungen und der Yellow water cruise war super. Ich traf Eva und Tom aus Belgien, endlich jemand in meinem Alter. Es war echt super schön mit ihnen unterwegs zu sein. Es ging weiter auf den Highway Richtung Westen zu den Bungle Bungle. Es machte echt spaß mit denen unterwegs zu sein. Jemand zum erzählen, nicht alleine im Bush schlafen, sie hatten einen Kühlschrank also musste ich kein Dosenfraß essen und wir sind super miteinander klar gekommen. ein paar sachen hätte ich ohne sie vielleicht nicht gemacht weil ich zu faul für den Aufwand gewesen wäre.

Von den Bungle Bungle ging es zur Gibb River Road, dort ein paar Wanderungen und dann musste ich mich leider von ihnen verabschieden. Sie fuhren weiter nach Süden und ich fuhr nach Norden auf der Gibb River Road. Die Straße an sich war nicht sehr anspruchsvoll und hatte auch nur drei Flussdurchfahrten. Die erste war sehr tief, gerade noch machbar mit meiner BMW und geübtem Fahrer. Die anderen zwei waren nur ca. 30-40cm tief dafür waren sie lang und hatten dicke Steine am Boden. Der Trick war die Richtige Geschwindigkeit. Schnell genug um keine Probleme mit den großen Steinen zu bekommen, aber langsam genug dass das Wasser keine Probleme machte. Vor jedem Fluß standen 4×4 die warteten. Aus was, keine Ahnung. Ich fuhr “einfach” durch und bekam verwunderte blicke und den Daumen hoch aus den Autos. Manchmal sprang jemand aus dem Auto und machte Fotos von dem Typ der mit so nem dicken fetten motorrad duch den Fluss fährt.

Danke Eva für paar von den super Fotos!

Als ich wieder auf Asphalt war fragte ich mich “das wars?”

Na gut, auf ins nächste Abenteuer!

 

 

 

 

Nächster Halt: Australien

…auch Oz oder Ozzy genannt.

Mir fiel der Abschied von NZ nicht leicht. Und der Anfang in Australien auch nicht. Mein Flug hatte etwas Verspätung und in Melbourne mussten wir auf der runway warten. Also verlor ich knapp eine Stunde von meiner Layover Zeit in Melbourne. Ich mogelte mich schnell durch Immigration und Zoll durch. Es war das erste Mal dass ich auf einem Flughafen rennen musste. Ich schaffte es gerande noch und hinter mir wurde die Flugzeug Tür geschlossen. In Adelaide wurde ich von Kym abgeholt. Ein weiteres Internet date von der Horizons Unlimited Community. Wie es bei blind dates so ist braucht man ein Erkennungszeichen. Ich sagte ihm “ich bin der mit ohne Haare, Bart und einer großen, roten Dufflebag. Naja, die große, rote Dufflebag tauchte nicht in Adelaide am Flughafen auf. Doch no worries, alles gut.

Wir fuhren zu ihnen auf die Farm ans Meer bei Victor Harbour. Ein wunderschöner Ort und supercoole Leute. Witzig, dass mein erster Halt in Ozzy bei den Osbornes ist.

Dort gab es so wahnsinnig viele Kangoroos, also wollte ich eins auf dem BBQ haben. Ich dachte es wäre vielleicht eine gute Idee am zweiten Tag das Nationaltier zu schießen…

Da wir blick aufs Meer hatten konnte ich am Horizont das Schiff mit meiner Kiste sehen. Also zog ich um nach Adelaide zu Kym und Lenores Kindern. Aus zwei Tagen wurden zehn bis ich all die scheiß dokumente fertig hatte usw. Zehn Tage hin und her gerenne. Soetwas hatte ich noch nicht. Aber dank Sinead und Declan hatte ich eine super Zeit in Glenelg und ich glaube ohne die Osbornes würde ich Australien nicht wirklich mögen. Danke dafür!

Rob, mit dem ich in der Mongolei unterwegs war fand einen Job für mich drei Stunden nördlich von Adelaide, bei Kelly Engineering. Ich kann auf der Farm wohnen wo er gearbeitet hat, für paar Stunden arbeit die woche. Toni kocht gerne, und wie man weiß esse ich gerne. Seit dem ich hier bin hatte ich glaube ich nur zwei mal das gleiche zu essen. Super sache! Auf einer Farm leben ist super, man kann so viel coole Sachen machen.

Anfangs dachte ich um Booleroo Center gibt es nichts zu tun, doch es gibt wahnsinnig viel. Ich fuhr ein Wochenende in die Flinders Ranges und eine Woche auf den Oodnadatta Track nach Dalhousie in die Simpson desert. In dem Outback gibt es auch so einiges zu sehen, vor allem viel nichts. Ich zeltete bei den Dalhousie Springs und ging nachts im heißen wasser schwimmen mit blick auf die Milchstraße, des Leben is schon schej…

 

 

 

 

Es war ziemlich schön wieder mal in Deutschland gewesen zu sein, meine Familie und Freunde wieder zu sehen. Eigentlich habe ich meine Zeit dort ziemlich genossen. Vielleicht auch aus dem Grund weil ich wusste dass ich bald wieder weg bin. Also bemühte ich mich so viel wie möglich aufzusaugen. Am Ende habe ich viel mehr gearbeitet als ich gedacht hatte aber es hat einen riesen Spaß gemacht. Außerdem habe ich mein Auto wieder instand gesetzt und das cruisen hat wahnsinnig spaß gemacht.

Ich habe meine Brüder in Hamburg und Köln besucht und konnte viel Zeit mit meinen Großeltern verbringen. Der Schnee war schön den ich jetzt einige Zeit nicht mehr haben werde und das Glatteis fand ich wunderbar.

Der 80. Geburtstag von Oma war ein richtig schöner Familientag.

Zurück in Neuseeland fühlte ich mich gleich wieder wie zuhause. Die Situation war nicht mehr ganz so schön wie als ich gegangen bin, trotzdem war es schön. Ich war etwas überrascht als Kunden gesagt haben “Mensch, ist das schön, dass du wieder da bist. Wie war es in Deutschland, hoffe deiner Familie geht es gut.”

Ich hatte Zeit meine BMW wieder in guten Zustand zu versetzen und spulte den 200 000. Kilometer runter. Und ich hatte etwas Zeit noch ein paar Runden zu drehen in Neuseeland.

 

 

 

 

 

Teatime

Ich war letztens mit meinem Kollegen wandern und da sind wir auf das Thema “Einladungen” gekommen. Ich hab angefangen zu reden und hab auch nicht so schnell wieder aufgehört. Zum Glück war Jeremy daran interessiert…also dachte ich mir es wäre vielleicht interessant darüber zu schreiben.

Seit dem ich im Januar 2012 aus Deutschland weg bin wurde ich fast überall zum Tee eingeladen. Aber Tee ist nicht einfach nur Tee. Tee kann verdammt viel bedeuten.

Angefangen in Uruguay, wo ich mich nicht gerade selten über die Teetrinkenden Menschen gewundert habe. Mate. Mate ist überall mit dabei. Es gibt kaum jemand der nicht mit einer Thermoskanne unter dem einen Arm und einer Kalabasse in der anderen Hand rumläuft. Die halbe Hand die noch frei ist wird dann für den Alltag verwendet, Auto fahren, Kinderwagen schieben, einkaufen etc.

In Argentinien wurde ich schließlich mit der ganzen Mate geschichte vertraut. Seltenst wird Mate alleine getrunken. Auch wenn man alleine unterwegs ist fragt man wildfremde Menschen “Mate?” Dann steht man zusammen im Kreis rum und trinkt Mate. Hierbei muss man aber auf die Regeln achten. Es gibt einen Matequeiro (dem der Tee und das Wasser gehört). Die Teemischung wird in einen Becher geschüttet und ein silberner Strohhalm reingesteckt, dann kommt sehr warmes (nicht heißes) Wasser darüber. Der Matequeiro trinkt den ersten Becher. Dann wird Wasser nachgegossen und es dem nächsten gereicht. Dieser trinkt den becher wieder leer und gibt ihn zurück. Wieder wird Wasser aufgegossen und der nächste ist an der reihe. Bedankt wird sich erst wenn man genug hat. Man darf auch auf gar keinen Fall die Kanne mit dem Wasser anfassen. Das ist dem Matequeiro seine Sache und wird als sehr unfreundlich angesehen.

Mate wird in Uruguay, Argentinien, im südlichen Chile, im Süden Brasiliens, in Paraguy und in kleinen Teilen Boliviens getrunken.

Wo wir auch schon bei unserem nächsten Tee wären. Koka. “Koka, das ist doch das woraus die Droge hergestellt wird!” Ja, die Droge wächst aber nicht am Strauch. Bis dahin bedarf es noch einiges an Arbeit. Koka hat trotzdem eine sehr belebende Eigenschaft. Es hilft gegen die Höhenkrankheit, Bauchweh, Kopfweh, Übelkeit, Müdigkeit oder einfach nur zum Genießen wie Kaffee. Kaffee wird in Kolumbien meist mehr getrunken als Tee. Hier wollen wir aber kurz vom Thema abschweifen und zur Gastfreundschaft kommen. Die warmherzigsten unbekannten Menschen luden mich zum Mate, Tee, Kaffee oder Bier ein. Luden mich zum Essen ein, verweigerten das Geld dass ich ihnen für den Campingplatz schuldete oder luden mich zu sich nach Hause ein um mich für ein paar Tage ausruhen zu können und gaben mir das Gefühl zur Familie zu gehören, auch wenn ich sie gerade erst kennen gelernt hatte. Mir wurde nicht gestattet mein Essen selbst zu zahlen, auf den Wein werde ich eingeladen, ich musste manchmal fast betteln mich für ihre Gastfreundschaft revanchieren zu dürfen. Es wird alles versucht dem Menschen, der von so weit her mit seinem Motorrad gekommen ist, das Leben so bequem wie möglich gemacht zu werden. Wirklich sagen, dass ich bei Eiseskälte in meinem Zelt, irgendwo alleine, besser schlafe als in einem Bett will ich nicht. Die Menschen sind einfach happy mir alles zu geben was ich auch nur brauchen könnte. Es dauerte etwas mich damit anzufreunden, dass es die Menschen fast glücklicher macht als mich bei ihen Gast zu sein. Dieses Verhalten des nur Annehmen zu dürfen habe ich manchmal in den falschen Situationen beibehalten. Ich wurde in Nordamerika von einem Freund eingeladen. Sie bezahlten das essen im Supermarkt was sie dann bei ihnen zu Hause für uns kochten, bezahlte das Bier, und noch ein Bier. Bei mir machte es immer noch nicht klick. “das nächste Bier geht auf mich und heute abend koche ich für euch weil ich total happy bin euch endlich mal wieder zu sehen” blieb aus. Dann machte es endlich Klick in meinem manchmal etwas langsamen Kopf, aber dann war ich schon wieder tausende Kilometer weg in einer anderen Umgebung. Mir wurde auch des öfteren gesagt, dass es hier sehr unfreundlich sei sein eigenes Essen zu bezahlen oder gar den Gastgeber auf ein Bier oder Kaffee einzuladen. Manchmal fühle ich mich etwas schlecht dass z.B. meine Freunde das Gefühl bekommen hatten dass ich nur nehme und nichts zurück gebe.

Tee in Russland ist überall anzutreffen und man wird gerne darauf eingeladen. Man ist mit dem Motorrad unterwegs und wird auf einen Tee und eine Suppe eingeladen um wieder zu Kräften zu kommen und seine Reise fortsetzen kann. Wiedereinmal, wenn man in Sibierien eingeladen wird, darf man nichtmal daran denken für sich selbst zu zahlen. Das wird als unfreundlich angesehen. Wir sind einmal zusammen in eine Bar gegangen und ich durfte nicht einmal dem Mechaniker, der mir bei meinem Elektrik problem geholfen hat, ein Bier ausgeben. Ich wollte ihn einladen und er sah mich an und sagte etwas. Ich drehte mich herum und mein Kumpel sagte “das heißt sowas wie `fuck you`” und beide grinsten sich einen ab.

In Zentralasien wurde ich überall zum Tee eingeladen. In der Mittagshitze von Usbekistan wurde ich zum Tee eingeladen und um mich auszuruhen.

Aber Tee ist nicht einfach nur Tee! Wage es ja nicht den Teekessel anzufassen! Das ist nur für den Gastgeber. Frage auch nicht nach Tee. Es liegt an ihm dir etwas zu servieren und nachzugießen. Pass auch darauf auf, wie viel Tee in deiner Schale ist. Ist die Schale voll heißt das “genieße den Tee und die Rast, dann geh wieder”, trinke den Tee aber nicht leer. Lass etwas in der Schale für gutes Glück und dass man sich wieder sieht. Wird deine Schale vom Gastgeber nur halb gefüllt, heißt das du kannst länger bleiben. Er wird dir auch immer nachschenken wenn die Schale leer ist, aber ja nicht danach fragen! Wenn du genug hast lässt du deinen Gastgeber die Schale füllen und du trinkst nur einen Schluck und sagst “Vielen Dank”. Das bedeutet dein Gastgeber hat einen guten Job gemacht. Der Rest in der Schale hat die Bedeutung “für den Rückweg, auf dass wir uns wiedersehen und auf dass immer genug Tee für einen Gast da ist”. In manchen Teilen Kyrgistans und der Mongolei wird Tee mit Stutenmilch serviert. Es ist sehr sehr unfreundlich wenn man die Einladung auf Tee annimmt, den Tee dann aber wegen der Stutenmilch nicht trinkt. Ich brauchte eine weile um mich an die – sagen wir – anders schmeckende Milch zu gewöhnen. Interessanter wird es wenn man fermentierte Stutenmilch als Willkommensdrink bekommt. Eine sehr hohe Auszeichnung als Gast. Glücklicher weise ist mir dies das erste mal in einem Hostel passiert und der Besitzer hat sich mehr einen Spaß daraus gemacht in die Gesichter der Gäste zu schauen. Mit ihm habe ich mich zwei Tage lang über die Geschichte Kyrgistans und Pferde unterhalten. Die weiteren Male fermentierte Stutenmilch waren dann nicht mehr so shclimm und ich konnte mal wieder als Gast glänzen. In manchen Ländern ist es sogar von Bedeutung welchen Tee man wählt wenn man nach schwarzem oder grünem Tee gefragt wird. Schwarzer Tee mit der belebenden Wirkung bedeutet man ist bereit länger in der Runde zu bleiben, grüner Tee mit der entspannenden Wirkung bedeutet man möchte sich nach dem Tee lieber ausruhen.

Wiedereinmal unglaubliche Erfahrungen in Russland und Zentralasien.

Weiter geht die Reise nach Japan, wo ich die großartige möglichkeit hatte bei einer Familie auf Hokkaido zu wohnen. Ich lernte sehr viel über die Japanische Kultur und auch, wie man seinen Tee empfängt. Tee wird meistens in Schalen serviert und nicht in Tassen. Es wird als höflich angesehen den Tee mit beiden Händen zu empfangen. Wenn man nur eine Hand hoch hält ist das etwas wie “jo komm, mir egal…”

In Japan wurde ich überall zum Tee eingeladen, bzw. mir wurde eine Tasse Tee an die Straße gebracht als ich angehalten habe und auf meiner karte geschaut habe, oder an einer Tankstelle wurde noch schnell ein Tee dazu gepackt. Außerdem hatte ich das unbeschreibliche Glück eine Nacht auf einer Teefarm übernachten zu können. Ich konnte mich kaum mit den Menschen die mich einluden verständigen aber die Geste mich auf einen Tee einzuladen war wunderschön.

Wie man sehen kann hatte ich über die Jahre einige Möglichkeiten richtig schön in ein Fettnäpfchen zu treten, was ich hin und wieder auch richtig schön tat. Mit der Zeit bin ich aber um einiges vorsichtiger geworden und langsamer in meinen Handlungen. Zu meinst versuche ich rauszufinden was die anderen so machen, was nicht immer ganz einfach ist denn als Gast wird man immer zu erst bedient. Das ist inzwischen an dem Punkt dass mich hier die Leute gefragt haben “wasn mit dir los?” Aber dann fangen meine Geschichten an…

 

 

 

Was gibt´s neues…?

…nicht viel. Im Gegensatz zu den letzten Monaten bzw. Jahren passiert gerade im Vergleich nicht viel. Ich war im Februar auf einem Straßenrennen, wo ein ganzer Ort dicht gemacht wurde um ein Motorradrennen zu veranstalten. Man sah von hochgezüchteten Sportmotorrädern bis Motorrädern aus den 30ern mit Beiwagen alles was das Herz begehrt. Eine alte Triumph die um den Kurs driftet, der graue Bart hängt aus dem Helm und seiner Frau im Seitenwagen schien auch nicht gerade nach einem ruhigen Sonntag zu sein. Außerdem war ich mal auf dem Speedway um mir anzuschauen wie Motorrädern und Seitenwagen im Kreis fahren. Hört sich langweilig an, ist aber verdammt spaßig.

An sonsten gehe ich 6 Tage die Woche arbeiten und ich lerne verdammt viel dabei. Die eigentliche Idee war die Woche über in einer Schlosserei zu arbeiten und wochenends in der Motorradwerkstatt. Ich bin vollzeit in der Werkstatt geblieben, verdiene um einiges weniger als in der Schlosserei, dafür lerne ich um Mengen mehr. Ich hätte es weitaus schlimmer treffen können als in Martins Shop zu arbeiten. Mir ist zufällig aufgefallen, dass mein Weg zur Arbeit ziemlich ganz genau so lange dauert wie “stairway to heaven” von Led Zepplin.

Mein Motorrad draußen wird jeden Tag ziemlich fragwürdig angeschaut “who´s Beemer is that outside” oder “look at that guy there – he has been everywhere” und gewundert wird sich über das Fehlen des sogenannten “chicken-strips” (der chicken-strip ist der äußerste Teil des Reifens der von Angsthasen oder “chicken” nicht benutzt wird und somit durch die wärme des restlichen Reifens eine etwas hellere, glänzende Farbe erhält), vor allem weil die BMW höher ist als normale Straßenmotorräder – alles Weicheier…

Chrissi ist inzwischen wieder in Deutschland und ich muss sagen, mir fehlen die Blödeleien die wir zusammen gemacht haben.

Über Ostern war ich bei Cape Reinga, der nördlichsten Spitze Neuseelands. Wenn mn abseits der Hauptstraßen unterwegs ist, ist Neuseeland wunderschön. Die schönsten Motorradstrecken in so einem kleinen Land.

Dann passierte eine Zeit lang wieder nichts. Ende April fuhr ich um die Ostspitze Neuseelands. Die Strecke dorthin war wunderschön. Da es dort nicht viel zu sehen gibt waren auch kaum touristen unterwegs. Auch Tankstellen gab es nur alle 200km. Nachdem ich am Leutturm war, war ich nun schon an der nördlichsten und östlichsten Spitze Neuseelands. Ich fand einen schönen Campingplatz direkt am Strand. Ob man es glaubt oder nicht, aber ich war unter den ersten Menschen dieser Welt die das Sonnenlicht des neuen Tages erblickten. Abgesehen von Tonga und Samoa wo ja eigentlich kein Mensch wohnt…

Nach dem East Cape ging es Richtung Gisborne und dann durch den Regenwald nach Rotorua. Die Te Urewa road war wunderschön und kaum Menschen unterwegs. Der Schlag traf mich als ich die Thermal region südlich von Rotorua betrat. Ein Parkplatz voll mit Wohnmobilen, wo Reiseführer in den Windschutzscheiben lagen “Neuseeland Pur”, “Neuseeland erleben”, “Neuseeland – der ultimative Reiseführer” usw. Es fühlte sich an wie in einem Touristenvergnügungspark. Das Gelände war schon sehr beeindruckend aber jeder farbige Stein, jeder Mudpool, jeder Geysir, jeder farbige See hatte einen Namen und ein Schild “Caution – hot water”. In Bolivien bekamen wir damals gesagt “Achtung, nicht in die Löcher fallen – der Matsch ist heiß – wir holen euch auf der anderen Seite wieder ab – viel Glück”. Mir persönlich ist es hier zu langweilig. Alles ist viel zu sicher. Ich bin daran gewöhnt diese Sachen in nicht so hochentwickelten und touristischen Ländern zu sehen und zu machen. Da ist man noch auf sich alleine gestellt und wird nicht am Händchen durch ein Naturwunder geführt. Eher muss man aufpassen, dass man keinen Scheiß baut, denn auch dann ist man auf sich alleine gestellt. Ich mag lieber die natürliche Schönheit und das primitive, so wie es in der großen, echten Welt ist und nicht in unserer selbst gebauten, perfekten Plastikwelt.

Neuseeland ist das perfekte Urlaubsland. Hier gibt es alles was das sichere Herz begehrt. In diesem kleinen Land gibt es die ganze Welt zu sehen. Nur die Sicherheit macht es für mich irgendwie – langweilig. Ich brauche immer mehr. Völlig zufrieden bin ich nur wenn ich über diese Perfekten Straßen fahre. Straßen, die zum Motorradfahren geschaffen sind. Dann denke ich mir nur “ist das geil!”

 

 

Neu Seeland – Neuseeland – New Zealand…oder wie man das schreibt

Im flieger leiß ich noch einmal die wunderbare Zeit in Japan revue passieren. Die 10h gingen schneller rum als ich gedacht hatte. In Auckland wurde ich von David am Flughafen abgeholt. Wir fuhren nach Papakura, ca 30km südlich von Auckland wo ich dann auch wohnen konnte. Eigentlich hatte mich mir nur was bis Weihnachten gesucht aber Dave meinte “Du kannst hier bleiben bis dein Motorrad da ist, ich bin aber zwischen Weihnachten und Neujahr nicht da also bist du alleine zuhause.” Schon ziemlich cool.

Freitags kam ich an und Samstags ging ich mit meinem Cousin Chrissi in Star Wars. Der eigentliche Grund warum ich nach Neuseeland gekommen war, Star Wars…äh ich meine Chrissi. In Deutschland redeten wir darüber dass er bald nach Neuseeland fliegt und ich sagte spontan “ich komm für Weihnachten rüber” So war es dann auch. Einen Tag nach Star Wars fuhren wir mit Lisa und Olivia an den Strand. Bin immer noch kein Strandfan. Freu mich aber total mit ihm abzuhängen und über jeden scheiß zu lachen. Sein Empfang war sowieso total cool. Mal lud er mich zum Eis ein, mal zur Pizza. Mal fragte er “hast du schon gegessen?” -Nein, und er drückte mir ein paar selbst gemachte Burger in die Hand. Schon cool mein kleiner Cousin. Ich freute mich einfach hier weit weg von allem rum zu liegen und gar nichts zu machen. Das brauchte ich mal nach der Intensiven Zeit in Japan. Weihnachten war OK, nichts besonderes. Wir waren grillen. Wollten eigentlich an den Strand aber das hat dann doch irgendwie nicht hingehauen.

Nach Weihnachten fuhr ich mit Chrissi und seinem Kumpel Flo etwas nach Norden zur Bay of Islands. Ich war zwar nicht in der Lage alles zu genießen aber mit Chrissi zu quatschen war verdammt schön und wäre er nicht dabei gewesen hätte ich gesagt “was ne Geldverschwendung” Das coolste was wir gemacht haben war in einem See mit Wasserfall baden zu gehen und einen Sonnenuntergang zu gucken an einem verdammt langen Strand.

Neuseeland ist schon schön wenn man nicht gerade total vollgefüllt ist von dem wunderschönen Japan. Anfang des Jahres holte ich meine BMW ab. Alles ging so verdammt einfach und so verdammt schnell dass ich mich wie auf der anderen Seite in Japan einfach nur wunderte. Ich musste mein Motorrad testen lassen, ähnlich wie bei uns der TÜV. Ich suchte im Internet wer so etwas macht und endete ein paar Kilometer weiter die Straße runter bei Martin. Er checkte mein Motorrad und dann kam raus, dass ich doch zur offiziellen Zulassungstelle muss um mich registrieren zu lassen und dort auch die WoF (Warrent of Fitness) machen lassen muss. Im endeffekt ist der Test so eine Art “zwei mal gegen das Motorrad treten und wenns noch steht hats bestanden…” Mit Martin kam ich gut klar und ich hatte ihm auch erzählt, dass ich einen Job suche. Er sagte dass ich Samstags bei ihm arbeiten könnte und er gab mir auch ein paar Telefonnummern. Eins führte zum anderen und jetzt arbeite ich Vollzeit dort in der Werkstatt. Meist reparieren wir Harley Davidsons, ich liebe die Einfachheit meiner BMW…

 

 

Kyushu, Shikoku und Tokyo

Den ersten Stop auf Kyushu legte ich in Imari ein, ein Ort, der sehr bekannt für seine Töpferei ist. Tassen, Teller, Vasen. Alles was man auf einem Motorrad unbedingt gebrauchen kann. Von Inari aus fuhr ich nach Nagasaki. Ein weiteres Atombombenmuseum wollte ich mir nicht anschauen, las aber einer interessante Geschichte über einen Ingenieur der in Hiroshima arbeitete. Er überlebte die Explosion der Bombe und wurde dann nach Nagasaki geschickt um Dokumente zu überbringen. Dort überlebte er auch die zweite Atombombe die je gezündet wurde. Nach zwei überlebten Atombomben wurde der Mann tatsächlich 93 Jahre alt.

Der eigentliche Grund warum ich nach Nagasaki wollte war aber Dejima, Bis 1868 Meiji an die Macht kam und das ganze Japanische System änderte war Dejima die einzige Verbindung Japans zur Außenwelt für mehr als 200 Jahre. Nachdem die Portugiesen rausgeschmissen wurden weil sie versuchten die Japaner zum Christentum zu bewegen wurde einige Jahre später eine künstliche Insel für die Holländer angelegt. Der ganze Handel der nach Japan rein und aus Japan raus ging musste über diese Insel. Es durften auch nur zwei Handelsschiffe pro Jahr anlegen. Zwar liegt diese künstliche Insel heut zu Tage weit in der Stadt, trotzdem war es sehr interessant anzusehen. Ich folgte der Küste und freute mich auf die Strände von Kyushu doch das Wetter machte mir einen Strich durch die Rechnung. Also ließ ich den südlichen Teil Kyushus aus und fuhr direkt nach Kumamoto, der letzten Festung der Samurai die aufgrund Meijis ihre Macht verloren, diese aber nicht Kampflos hergeben wollten. Zu hunderten begingen sie Selbstmord. Aus der Sicht der Samurai darf man nicht verlieren, lieber stirbt man. Dies geschieht durch Seppuku, das rituelle aufschneiden des Bauches. Dort liegt nach deren glauben das energetische Zentrum des Menschen.

Von Kumamoto fuhr ich Richtung Aso Vulkan, dem größten Vulkankrater der Erde. Wetter und Eruptionsbedingt sah ich leider nichts.

Also ging es raus aus dem schlechten Wetter weiter nach Osten. Ich wollte mir noch den Schrein der Sonnengöttin anschauen bevor ich an die Küste fuhr. Bei der Höhle wo sie sich der Sage nach die Sonnengöttin versteckt weil sie sich übergangen fühlte traf ich Kyomia. Neugierig wie Japaner sind, wenn sie einmal ihr Schüchternheit überwunden haben, wollte sie natürlich alles über meine Reise wissen. Sie wohnte bei ihrer Freundin in den Bergen und nahm mich kurzerhand mit dorthin. Es war so weit ab vom Rest der Welt dass die Straßen immer kleiner wurden und in dem Ort sagten die Gesichter der Alten soetwas aus als hätten sie noch nie einen weißen gesehen…und dann noch mit Bart. Kyomias Freunde wohnten außerhalb des schon sehr abgelegenen Ortes auf einer Teefarm. Ich wurde herzlich willkommen geheißen und die Mutter Kyomias war total neugierig und wollte unbedingt mal meinen Bart anfassen.

Das kleine dreijährige Mädchen fragte allen ernstes “Santa-San (Weihnachtsmann), warum kommst du mit einem Motorrad?” Ich hatte eine sehr interssante Zeit auf der Farm. Am nächsten Morgen wurde ich mit einem riesigen Lunchpaket verabschiedet und somit fuhr ich an die Küste. Entlang der Küstenstraße und den einsamen Buchten nach Beppu. Eigentlich wollte ich hier Onsen genießen doch alles war zu touristisch und voll mit Hotels. Zu allem über fing es noch an zu schneien also suchte ich mir schnell einen Platz zum Zelten. In den Bergen wurde ich an einem See fündig und ich bin immer noch beeindruckt wie gerne die Japaner zelten denn selbst bei solchem Wetter sieht man völlig zufriedene Menschen aus ihren Zelten kriechen und mir einen Warmen Tee zur Begrüßung bringen. Ich bin immer noch sehr überrascht wie gerne die Japaner zelten.

Am nächsten morgen mit ein paar cm Schnee ging es wieder Bergabwärts zur Fähre nach Matsuyama wo ich bei Wakata wohnen konnte. Er hatte mich seit meiner Ankunft in Japan über eMail unterstützt, schrieb mir wo ich schöne Strecken finde und brachte mich in Kontakt mit den Riderhouses in Hokkaido. Eigentlich hatten wir vor zusammen über Shikoku zu fahren doch da sich bei mir alles änderte mit meiner Neuseeland verschiffung verbrachte ich die meiste Zeit mit Equipment sauber machen und reparieren, Motorradwartung und zu allem Überfluss brauchte ich auch neue Reifen. Die TKC 70 hatten nur 10 000km gehalten. Die teuersten und kurzlebigsten Reifen die ich bisher hatte. Doch mit Wakata war alles kein Problem. Ich bin sehr sehr dankbar für seine Hilfe und ich fühlte mich etwas schlecht, weil wir eigentlich geplant hatten zusammen zu fahren doch er sagte nur “ich kenne die Situation und bin froh dir helfen zu können…” Seine Frau bekochte uns super und eines Abends gingen wir in ein Fischrestaurant. Wir saßen direkt an der Theke, konnten also sehen wie der Koch den Fisch zubereitet. Eigentlich alles roh. Er holte einen Tintenfisch aus dem Wasser und schnitt ihm das Fleisch raus. Legte Salat und Gemüse auf den sich noch bewegenden Körper, schnitt das Fleisch in kleine Stücke und legte sie auf den Salat. Dann bekam ich es serviert. Die Tentakeln bewegten sich noch als ich schon das Fleisch von dem Ding aß. Schon ein bisschen pervers. Dann gab es Octopus. Wieder frisch aus dem Wasser geholt, eine Tentakel abgeschnitten, kleingeschnitten und serviert. In meinem Mund saugten sich die Stückchen noch etwas an meinen Gaumen. Ein komisches Gefühl. Als highlight gab es Seeteufelsleber, natürlich auch roh. Für mich alles sehr neu so frisch zu essen aber Überwindung kostete es mich kaum.

Nach ein paar Tagen Matuyama ging es für mich weiter. Da mein Zelt schon sauber war bestand meine Herausforderung nun darin, zwei Nächte ohne Zelt irgendwo schlafen zu können ohne Geld auszugeben. Zu einfach in Japan… Michi-no-eckis are the way to go. Hier kann man unter dem Dach schlafen und man ist nie alleine. Wieder einmal gab es Onsen direkt neben an und ich schlief super.

Es ging zurück nach Osaka zu Yoshiko wo ich ein paar Tage blieb um mein Motorrad sauber zu machen und zu verschiffen. Alles verlief einfach – zu einfach in meinem Sinne. Yoshiko brachte mich in Kontakt mit ihrer Freundin, deren Mann eine Jetski Werkstatt hat. Dort konnte ich alles sauber machen und zwischendrin wurde ich noch zu einer Bootsrundfahrt eingeladen.

Das verladen verlief verdammt einfach und professionell. So einfach dass ich dachte “Hä?! und das kommt an?”

Und schon war ich auf dem Weg nach Tokyo. Dort wurde ich von Yukio emfangen, ein weiterer Bekannter von Kimiko in Deutschland. Er hatte die coole Idee, eine Stadtrundfahrt zu machen. Völlig neu für mich. In einem Bus fuhren wir zu den Highlights von Tokyo. Yukio hatte in den 70ern für Siemens gearbeitet und spricht fließend deutsch. Die nächsten Tage verbrachten wir in ihrem zweiten Haus außerhalb von Tokyo. Die Gespräche mit Yukio genoss ich sehr. Ein letztes Mal genoss ich ein Rohfisch essen und Onsen bevor Yukio mich wieder nach Tokyo brachte, vielen Dank für die tollen Gespräche über Gott und die Welt.

In Tokyo buchte ich mich für die letzten nächte in einem Hostel ein. Mein erstes Hostel in Japan. Nun wollte ich Tokyo bei Nacht erkunden. Mein erstes Ziel, Shibuya und die Shibuya crossing. Mit ca 3mio Menschen Täglich die am meisten überquerte Kreuzung der Welt. Yuha kam noch dazu und so machte wir uns zusammen auf die nächtlichen erkundungstouren. Mit Yuha hatte ich immer eine gute Zeit. Tagsüber chillten wir in der Hostellounge und planten bzw redeten über die Reise sowie was noch vor uns liegt. Wir redeten über Tadjikistan, die Grenze zu Afganistan, die Uralminen in Sibirien, wie man am besten durch Pakistan kommt usw. Für uns normale Gesprächsthemen. Auf einmal rief das Mädel an der Rezeption zu uns rüber “Who are you guys???” Da mussten wir beide kurz nachdenken und merkten, dass das dann doch alles nicht ganz so normal ist wie wir beide denken. Eines abends trafen wir zwei Sumo ringer auf der Straße. Wir fragten nach Wettkämpfen und sie sagten “training, training early morning, late day”. Also machten wir uns am nächsten morgen auf die Suche nach Sumoschulen. Alles was nach Sumo aussah öffneten wir die Tür. Einmal kamen wir in einer Küche raus, einmal in einem Wohnzimmer und irgendwann stand ein großer, dicker, fetter Kerl vor uns mit einer art Unterhose an. Schien als wären wir richtig. Wir durften aber noch nicht eintreten. Er fragte erst den Meister ob wir zuschauen dürfen. Dann durften wir reinkommen, mussten die Schuhe ausziehen und durften uns hinter den Meister auf die empore setzen, keine 5m vom Ring entfernt. Es ist schon sehr beeindruckend wenn zwei von den dicken, fetten Menschen gegen einander klatschen. Leider durften wir keine Fotos machen, wir durften auch kein Wort sagen. Nach ein paar stunden verließen wir den Trainingsraum wieder, verbeugten und bedankten uns bei Meister und Schülern.

Das wars für mich in Japan. Ich stieg in den Zug zum Flughafen und wartete auf mein Flug nach Neuseeland.

Japan war für mich eines der beeindruckensten und intensivsten Länder bisher. Ich bin richtig eingetaucht in die Kultur und das Land und bin sehr traurig nach 10 Wochen schon wieder fahren zu müssen.

 

Weiter geht´s in Japan

Über die gleichen drei Ecken (Claudia – Kimiko -…) wie zu der Familie Ueda kam ich in Osaka an Yoshiko. Yoshiko hat gut 10 Jahre in Deutschland gewohnt und spricht super Deutsch. Ich hatte hier sogar mein eigene Wohnung und konnte bei Yoshiko im Restaurant alle lokalen spezialitäten probiere. Jeden Tag mit dabei: roher Fisch. Seit Hokkaido habe ich mich nicht nur daran gewöhnt, ich mag es sogar richtig rohen Octopus, Tintenfisch, Lachs, Tunfisch usw. zu essen. Nachdem ich Osaka etwas erkundet hatte fuhr ich einen Tag mit Yoshiko im Auto nach Arashiama in den Bambuswald. Auto fahren in Japan ist echt scheiße. Alles geht so verdammt langsam. Mit dem Motorrad kann ich überall zwischendurch. Es war gut, dass wir so früh morgens los sind denn ab 10h war es verdammt voll. Den Tag danach fuhr ich mit dem Zug nach Kyoto. Viel entspannter als mit dem Motorrad. Ich hatte keine Ahnung wohin also lief ich einfach in der Gegend herum. Tempel und Schreine wollte ich mir nicht mehr anschauen. Inzwischen sehen sie alle gleich aus. Dazu kommt, dass in Kyoto alles teuer ist und es viel mehr Menschen gibt. Kyoto hat jedes Jahr über 50mio Touristen. Was ich mir anschauen wollte war der goldene Temple von Kinkaku-ju und orangenen Schreintore von Fushimi-Inari Taisha. An sonsten wollte ich mich in Higashiyama und Gion verlieren und einfach nicht nachdenken was ich machen will und wo ich hin will und ich muss sagen es ist mir sehr gut gelungen. Einfach nur da sein ohne Stress mir was angucken zu müssen und das Leben und Treiben der Menschen genießen…und mir die vielen schönen Frauen anschauen.

Das Thema Frauen ist für mich hier so eine Sache. Sie sind verdammt schüchtern, sprechen kaum english und mein japanisch ist weiß gott nicht das beste. Dazu kommt noch dass ich nie lange an einem Ort bin und ein “ich schlafe da vorne in dem park” zieht glaube ich nicht ganz so…aber sie sind einfach so verdammt hübsch. Irgendwann komm ich wieder und nehm mir eine mit. Ich habe mal eine schöne Frau getroffen und ihr Name war… Lego (kein Scheiß), sie war leider schon verheiratet.

Vier Tage in Kyoto waren mir genug. Dann war alles irgendwie zu künstlich und zu touristisch. Dadurch das ich direkt am Nordbahnhof wohnte konnte ich auch mit dem Zug nach Himeji-jo fahren, die größte und schönste Burg japans. Hier wollte ich immer schon mal hin. Ich kaufte mir wie immer mein Bahnticket aber was ich halt nicht wissen wollte ist, dass es für die verschiedenen Züge verschiedene Tickets gibt, “wie, echt jetzt?!” Als ich kontrolliert wurde und der Mann sagte sowas wie “das ist das ticket für den langsamen Zug” sagte ich “Wakkaranai” was so viel heißt wie “verstehe ich nicht”. Man muss sich dazu vorstellen dass ein kleiner Japaner mit Schaffnermütze vor einem großen Bärtigen ohne Haare steht der dann auch noch mit sehr tiefer Stimme und bösem Blick sagt “Wakkaranai!” Ich bekam mein Ticket wieder und konnte mich wieder setzten… Selbst die Japaner sagen ganz oft “ach mach doch einfach…dann sagst du Wakkaranai…” Von den Japanern bin ich ehrlich gesagt sehr positiv überrascht, aber dazu später mehr.

Mit Yoshiko ging ich immer super essen. Entweder in ihrem Restaurant oder auch mal Fleisch essen. Das bekannte Kobe beef ist in Japan nicht ganz so das beste. Es wird einfach nur am besten vermarktet. Ich hatte eins aus Kyushu und es war verdammt gut. Echt das beste Fleisch was ich je gegessen habe, sogar besser als bei Dani und Lore in Santiago.

Dann hatte ich wieder Lust Motorrad fahren zu gehen also verabschiedete ich mich von Yoshiko und fuhr mit ihrem Mann und seinem Kumpel mit den Motorrädern in Richtung Hiroshima. Den morgen waren wir zusammen unterwegs und den Nachmittag war ich wieder alleine und genoss die Ruhe und Einsamkeit. Mich einfach nur um mich zu kümmern.

In Hiroshima besuchte ich das Atombomen Museum was sehr gute aber auch sehr krasse Ausstellungstücke hatte. Was mich am meisten beschäftigte war eine Haarlocke eines kleinen Mädchens, was gerade draußen am Spielen war als die Bombe explodierte. Ein Großteil ihres Körpers erlitt schwere Verbrennungen und wurde verstrahlt. Sie schaffte es nach hause zu ihrer Mutter, die sie aber nicht Retten konnte und so schnitt sich die Mutter zum andenken eine Haarlocke ihrer kleinen Tochter ab.

Wie verdammt krank können Menschen sein?

-Hey was machen wir heute?

-Weiß nicht, lass mal 250 000 Menschen töten.

-Ok, cool. Willst du oder darf ich auf den Knopf drücken?

-Hmmm, lass zusammen machen, dann sind wir die ersten total kranken Menschen die nur um ihre Macht zu beweisen, so viele Menschen töten obwohl es nicht notwendig ist.

-Ja cool.

-Alter war das geil. Lass nächste Woche grad nochmal in Nagasaki machen!

-Ja, coole Idee.

Krank. Nur weil die Politiker da oben in so ziemlich jedem Land voll einen an der Klatsche haben und Machtgeil sind müssen die normalen Menschen drunter leiden. Ich habe in nahezu jedem Land fast nur nette, offene, freundliche, hilfsbereite und tolerante Menschen getroffen. Irgendwas stimmt da doch nicht, oder?!

Von Menschen die nichts haben werde ich zum Essen oder Tee eingeladen, ich soll mich in ihrem kühlen Haus in der Mittagshitze in Usbekistan ausruhen, soll was essen in Russland (kein Vodka; don´t drink and drive), soll einen frisch gepressten Saft trinken in Kolumbien und soll nicht wagen dafür zu bezahlen denn ich bin ihr Gast.

Nach Hiroshima hatte ich die Schnauze voll von Städten denn der Südwesten von Honshu ist voll davon und so fuhr ich quer durch die Berge an die Nordwest Küste von Honshu. Zwischendrin war ich wohl mal wieder etwas (doppelt) so schnell wie erlaubt. Kurven fahren mit 50 km/h macht ja auch kein Spaß also dachte ich, dass die 50 km/h vielleicht pro Reifen gelten könnten. Naja, die Polizei war nicht dieser Meinung. Ich machte mich schon auf ein happiges Bußgeld gefasst und überlegte mir schon wie ich mich da raus reden könnte. Doch es kam einfach nur ein “please, more slow. Danger”

Die Nacht verbrachte ich mal wieder bei einem `Michi-no-ecki`, einer Art Raststätte wo man wenn es dunkel ist auf dem Parkplatz oder unter dem Vordach schlafen kann. Ich hatte glück denn neben an gab es Onsen (Badehäuser wo nach dem anständigen duschen jede menge nackedeis ein Bad zusammen nehmen) die ich um diese Uhrzeit für mich ganz alleine hatte. Ein schön heißes Becken mit blick aufs Meer. Mein Leben ist schon verdammt schön!

 

 

 

Japan

Die Überfahrt nach Japan war relativ Langweilig. Es gab an Bord nichts zu tun außer zu erzählen. An Bord waren wir sieben Motorradfahrer. Wolle, Michel und Bernd, die mit ihren Harley Davidsons die ersten Hells Angels waren wie so eine weite Strecke gefahren sind, Walter mit einer Royal Enfield, ein Franzose, Valentina und David aus Italien auf einer Yamaha Fazer und natürlich Juha und ich.

Als wir 7 Stunden Halt in Korea machten gingen wir an Land um etwas zu essen und uns die Beine zu vertreten. Walter und der Franzose blieben dort. Der zweite Teil der Reise war noch langweiliger als der erste.

In Japan angekommen mussten wir in die nächste Stadt, die 40km entfernt war, und unsere Carnets vertivizieren lassen. Ein Taxi kostete über 200$, ein Auto mieten 150$. Was machen dann die armen schlucker wie wir? Die Italiener, Juha und Ich waren auf dem bleichen Budgetlevel. Wolle kam zu uns rüber und bot uns an dass sie uns mitnehmen können. Sie wurden von den Hells Angels Japan abgeholt, denn sie waren die ersten HAs die mit dem Motorrad nach Japan kamen. Sollten wir da wirklich mitfahren mit diesen bösen Menschen? Man weiß (?) ja ganz genau aus den lieben Medien welch Verbrecher das doch sind. Genau so wie wir wissen(!) dass die russen gefährlich sind und wie wir wissen wie gefährlich der Islam ist. Ach Gott was bin ich froh dass ich diese Gastfreundschaft in Usbekistan und die Hilfsbereitschaft in Russland überlebt habe…

Also dachte ich mir dass ich dieses Risiko eingehe mit z.B. Wolle in ein Auto zu steigen der ein Straßenkind aus Brasilien adoptiert hat, weil er es unrecht findet dass wir in Deutschland alles haben und wo anders nicht. Oder seinem Sohn Michel, der über die Straßenkinder freiwillig eine Schularbeit schrieb. Ein bisschen bange war mir ja schon, allerdings nur weil ich auf der Werkzeugkiste im Kofferraum saß und die Schubladen dauernd aufgingen. Es war nämlich nur ein Platz im Bus frei, der Rest ging in den Kofferaum.

Und so ging der ganze Papierkram los, den wir glaube ich nicht ohne die Übersetzung von dem japanischen Hells Angel an diesem Tag hinbekommen hätten…schlechte Menschen…

Abends um 5, kurz bevor der Zoll zumachte kamen wir mit dem Papierkram an und bekamen unseren Stempel. Nun konnten wir fahren. Im dunkeln das erste Mal auf der anderen Straßenseite zu fahren war einfacher als ich dachte. Juha und ich machten einen Tag halt in Yagone und erledigten ein paar Sachen. Dann trafen wir uns wieder mit David und Valentina um zusammen nach Norden zu fahren. Juha musste wegen einem Motorradproblem halt machen, schickte uns aber weiter weil er wohl auf teile warten musste. Wir drei fuhren nach Kanazawa und besichtigten dort die Burg und den Garten. Dann durch die Berge nach Nagano und dann nur noch der Westküste entlang nach Hokkaido. Das schöne in Japan ist, dass man Zelten kann wo immer man will solange man keine anderen Leute behindert. Außerdem waren schon viele Campingplätze gescchlossen, also hatten wir meist auch eine Toilette. Wir merkten ganz schnell, je kleiner die Straßen, desto schöner ist es und desto schneller geht es voran. Denn die Hauptverbindungsstraßen sind immer voll gepackt mit Autos und die Ampeln sind immer rot. Auch das (offizielle) Speedlimit von 60km/h bringt einen nicht wirklich weit. Wir erreichten Hokkaido und waren alle erstaunt wie viel unberührte Natur es hier gibt. Wir besichtigten Odate zusammen und fuhren weiter in den Herbst hinein zum Shikotsu See. Dort stiegen wir auf einen Vulkan und bekamen etwas Schnee ab, aber auch eine schöne Aussicht.

Leider trennten sich hier unsere Wege. David und Valentina haben leider nicht so viel Zeit wie ich. Alleine bei strömendem Regen fuhr ich Richtung Furano. Leider schon etwas zu spät für die vollen Herbstfarben aber ich hatte etwas Schnee. Die Gegend um Furano ist wunderschön. Ich fuhr weiter in den Akan NP wo ich -weil es so schön war- 4 Tage verbrachte. Eine Nacht zeltete ich direkt am See neben verdammt heißen natürlichen Quellen. Ich ging schön Baden und dann ab ins Bett. Beim cruisen wurde ich von einem Motorradfahrer angesprochen wo ich herkomme und wo ich schlafe. Ich sagte weiß ich nicht. Ich konnte eine Nacht bei ihm etwas ausßerhalb in einer Blockhütte schlafen. Wunderschön, so ruhig, ländlich und völlig entspannt. Anfangs wunderte ich mich wie unfreundlich die Japaner sind, kein Motorradfahrer grüßt mich, sie reden über mich, nicht mit mir usw. Das Wort Hige (Bart) höre ich am häufigsten. Bis ich irgendwann gemerkt hab dass wenn ich den ersten schritt mache, sei es auch nur ein lachen und Daumen hoch werden es auf einmal die freundlichsten Menschen. Sie sind einfach nur verdammt schüchtern und zurückhaltend. Aber einmal aufgeweckt sind sie sehr neugierig, freundlich und hilfsbereit. Es passiert mir sehr oft, dass wenn ich bei 7-11 (ein convenience store) am frühstücken bin, jemand raus kommt und mir noch ein Donut, Tee oder Saft bringt.

Weil das Wetter so schön war blieb ich noch einen Tag in der Gegend von Akan und zeltete nochmal an den Heißen Quellen.

Ich fuhr weiter nach Shiretoko, an die Nordost-spitze von Hokkaido. Hier soll es die höchste Bärenpopulation weltweit geben. Natürlich habe ich keine gesehen dafür aber zahllose Füchse und Rehe.

Von Shiretoko aus hatte ich fast nur schlechtes Wetter. Drei Tage Regen am Stück. Nachts war es auch nicht besser. Ich konnte oft auf geschlossenen Campingplätzen schlafen denn die Saison hier ist vorbei. Einmal wurde ich zum schlafen auf die Bühne eines Freilichttheaters geschickt denn dort war ein dach drüber. Ich habe fließend wasser und eine Toilette. Ich glaube in Japan gibt es die meisten und saubersten Toiletten weltweit in großen Variationen. Es reicht von Plumsklo bis zum Luxusmodel was ungefähr so aussieht: man kommt rein, das licht geht an und der Klodeckel hebt sich von selbst, klassische Musik geht an. Dann setzt man sich auf die angewärmte Klobrille und erledigt sein geschäft. Dann wird mit einem perfekt temperiertem Wasserstrahl alles sauber gemacht und mit einem warmen Gebläse getrocknet. Dann steht man wieder auf, der Klodeckel geht runter und es wird abgespühlt, die Musik geht wieder aus.

Was ich hier noch witzig finde ist das Verbeugen. Wenn man irgendwo hereinkommt: verbeugen, sich bedanken: verbeugen, etwas entgegennehmen: verbeugen, sich entschuldigen: verbeugen, den Raum verlassen: verbeugen, mir tut der Nacken weh…verbeugen. Manchmal ist es schon sehr amüsant zu sehen wenn sich mehrere Leute unterhalten, Höflichkeiten austauschen und sich dauernd verbeugen, und zwar alle. Aber nicht alle zusammen. Habe noch nicht ganz herausgefunden wie dieses Spiel funktioniert, muss aber witzig sein. Man stelle sich folgendes vor: 5 Menschen stehen in einen Kreis und erzählen, dann wird sich zum Abschied verbeugt (und jetzt bitte bildlich vorstellen) Nummer 1 verbeugt sich, dann die 3, dann 2,3,4,3,1,5,3,4,5,2,1,5,5,1…usw.

Ich fuhr nach Noboribetsu wo ich über drei Ecken bei der Familie Ueda landete. Ich hatte mein eigenes Zimmer in einem klassischen Japanischen Haus mit Papierwänden und Tattami boden. Ihr Sohn baute an das Haus an wie es früher so üblich war. Also waren die drei Enkelkinder dauernd da. Mit Juri (3), Lisa (5) und Harto (7) war es nie langweilig und ich hatte immer jemand zum spielen. Zu dumm dass ich kein Japanisch kann. Hiroko fuhr mich in der Gegend herum und kochte typisch japanische Gerichte. Ich fing sogar an rohen Fisch, Octopus und Kaviar zu mögen. Toshiro zeigte mir seine Zementfabrik. Für mich sehr interessant zu sehen wie so etwas gemacht wird, natürlich hatte er einige Maschinen aus Deutschland. Aber zum Glück aus der Zeit wo die Maschinen noch so gebaut wurden dass sie Funktionieren, von Menschen die wissen was sie tun und nicht von Menschen die nur am Computer sitzen und nie mit Maschinen gearbeitet haben. Am Wochenende fuhren wir zusammen nach Sapporo und besichtigten die Bierbrauerei. Coole Sache.

Ich hatte echt eine super Zeit bei der Familie Ueda, lernte viel über Japan und etwas japanisch, doch als wir drei Tage Schnee am Stück hatten merkte ich dass es wohl besser sei mich auf Richtung Süden zu machen.

Ich fuhr die Ostküste entlang bis in das Gebiet wo 2011 der Tsunami zugesclagen hatte. Baustellen ohne ende, ganze Dörfter wurden neu gebaut und es ging kaum vorwärts. Ich wollte wieder in die Berge. Hier traf ich wieder auf meinen Freund den Herbst mit seinem Kollegen, dem Regen. Es war trotzdem sehr schön. Der Regen machte mir allerdings etwas einen Strich durch die Rechnung denn wandern gehen und sich etwas anschauen ist bei Regen nicht ganz so schön. In Nikko wurde das Wetter glücklicherweise etwas besser und so besichtigte ich die Shrines und Tempel von Nikko. Ich machte mich wie immer sehr früh morgens auf den Weg um den Touristenmassen aus dem Weg zu gehen. Auch so ist mein Tag etwas nach vorne verschoben. Ich stehe gegen 5 auf weil es hell wird und gehe gegen 20h schlafen. Da es schon um 16h dunkel wird und ich am zelten bin weiß ich nicht ganz was ich so lange im dunkeln machen soll. Außerdem will ich den Tag nutzen und ich muss sagen dieser Tagesablauf gefällt mir gut. Morgens ist es noch schön ruhig und leer.

Von Nikko aus fuhr ich nochmal Richtung Nagano in die Berge wo ich wunderschönes Wetter hatte, was sich dann schnell bei Mt. Fuji änderte. Nachts fing es heftig an zu regnen und der Boden ließ das Wasser nicht absickern. Morgens war ich die ganze Zeit am buddeln um mein Zelt trocken zu legen denn der Regen hörte nicht auf. Der ganze Campingplatz stand unter Wasser. Ich war beeindruckt was mein Zelt alles aushalten kann. Zum Glück hörte es am späten Nachmittag auf zu regnen und blieb auch trocken. Der nächste Tag wartete mit Sonne auf mich und ich konnte Fuji erkunden. Früh morgens sehr schön, später zu voll mit Leuten. Ich fuhr weiter nach Nagoya wo ich mir eine Messerschmiede anschaute und danach in das Toyota Museum was ich sehr sehr beeindruckend fand. Toyoda fing mit Webstühlen an und baute mitte der 30er Jahre das erste Toyota Auto. Ein sehr sehr interessantes Museum. Es wurden alle Teile des Autos im Halbschnitt gezeigt. Ein laufender Motor im Halbschnitt zum anfassen ist schon verdammt cool.

Ich wollte versuchen es nach Osaka zu schaffen denn dort hatte ich wieder eine Anlaufstelle. Doch auf halber Strecke fiel mein Rücklicht aus. Also schlief ich in einem Restaurant und ließ den Rest für den nächsten Tag. Wenn ich schon mal hier bin konnte ich mir Nara anschauen, die erste Haupstadt Japans. wieder war ich um 5.30 dort, hatte alles für mich alleine. Konnte mir in aller Seelenruhe den 15m hohen und 500t schweren Buddha anschauen bevor die Horden von Touristen kamen. Eine Stunde später war ich in Osaka.

 

 

 

 

Vladivostok und Seoul

Entschuldigt bitte die Verspätung, ich hatte die letzte Zeit nicht so viel Internet.

In Vladivostok angekommen konnten Juha und ich bei den Iron Tigers im Clubhaus wohnen. Coole Sache, wir hatten unser eigenes Zimmer und sogar eine Dusche. Unsere Motorräder sollten drei Tage nach uns ankommen. Sonntags schauten wir uns Vladivostok an. Eine schöne Stadt, ich habe aber schon schönere russische Städte gesehen…

Am Dienstag kam der Anruf “eure Motorräder sind noch in Magadan…kommen also erst nächste Woche.” Gut dachten wir uns, eine Woche rumgammeln kann nicht schaden. Wir schauten uns ein Eishockey spiel der Vladivostk Admirals an, ausgerechnet gegen Helsinki. Es waren glaube ich nur 10 finnische Fans im Stadion, alle hinter der Auswechselbank auf den Logenplätzen plus zwei Trottel irgendwo anders. Einer von denen war nicht ich. Beim ersten Tor für Finnland jubelten wir etwas. Etwas später war der ganze Block um uns umringt von Sicherheitsleuten. Beim zweiten Tor hielt sich der Jubel dann in grenzen…

Interessant fande ich das es mehr eine Familienveranstaltung war. Es gab auf dem ganzen Stadiongelände kein Alkohol zu kaufen.

Am Dienstag kam wieder der Anruf “eure Motorräder sind immer noch in Magadan…es gibt ein paar Probleme mit dem Schiff.”

Also buchten Juha und ich uns kurzerhand einen Flug nach Seoul für 10 Tage. Christian kam auch mit. Er war eine Woche nach uns in Magadan angekommen.

Juha und ich konnten bei Jooan wohnen. Seoul ist eine verdammt schöne Stadt. Hat ein gutes Gleichgewicht von Historischem und Modernem. Nur das Metro fahren hatten wir nicht so ganz raus wegen den ganzen Namen die für uns irgendwie alle gleich waren. Einmal fuhren wir nach Gangdeog anstatt nach Gangdeok. Dumm nur dass es auf der ganz anderen Seite von Seoul liegt… Samstags gingen wir mit Jooan und seiner Freundin zum Fußball gucken. Was ich sehr cool fand war, dass kostenlos Bananen verteilt wurden, so viel man wollte. Sonntags ging es für uns raus aus Seoul. Wir wollten etwas vom Land sehen. Ich bekam die Nachricht dass unsere Motorräder wohl noch etwas länger brauchen. Juha fragte mich “ab wann wundern wir uns eigentlich wo die Motorräder sind?”

Zusammen mit Christian ging es Richtung Osten. Wir hatten viel zu lachen. Die Flüge waren umgebucht und so hatten wir mehr Zeit für Korea. Korea ist um einiges interessanter als ich mir es vorgestellt habe. Das essen ist super, das Land sehr interessant und die meisten Menschen können auch abseits der Touristenpfade englisch. Ich war sehr beeindruckt. Dann kam die Message “eure Motorräder sind in Vladivostok, wo seid ihr?” Also Flüge wieder umbuchen und zurück nach Vladivostok. Juha und mein Motorrad machten etwas zicken. Einen Tag bevor die Fähre ging hatten wir am Nachmittag zwei nicht laufende Motorräder bei den Iron Tigers stehen. Also legten wir eine spätschicht ein und brachten beide böcke wieder zum Laufen. Durch die ganze Zeit die wir bei den Iron Tigers wohnten fühlten wir uns etwas schlecht. Wir wollten etwas tun. Wir fragten Andrey, der sagte “okay, relaaax!” Und natürlich der Satz den ich in Russland am meisten gehört habe von Bikern “don´t worry, Be happy…” Mensch was werde ich Russland vermissen. So wahnsinnig nette und hilfsbereite Menschen findet man nur sehr selten. Russland hat bei mir echt spuren hinterlassen. Schade dass das Land schon zu Ende ist und ich in Vladivostok am Meer stehe. Jetzt habe ich den Nordpazifik von Ost und West gesehen, habe in Anchorage am Meer gestanden und in Magadan, beides nur einen Steinwurf von einander entfernt, aber zig tausend Kilometer dazwischen gefahren. Quer durch Kanada und quer durch Russland, coole Sache!

 

 

Der Weg nach Magadan

Vom Baikalsee aus ging es für mich Richtung Osten. Es fing an zu Regnen. Ich fragte mich was besser ist, Regen oder Rauch. Beim Halt in einem Kafe lernte ich Jani aus Moskau kennen, der mit seiner 150er nach Vladivostok fährt. Bei Regen würde ich eh nicht schneller fahren als er also fuhren wir den Rest des Tages zusammen. Es ist ganz gut jemand bei sich zu haben, der die Sprache spricht, so endeten wir in einem kleinen Hotel irgendwo im Hinterhof. Alleine hätte ich das nicht gefunden. Zusammen fuhren wir weiter nach Chita. Er sagte, dass es dort ein “Bikepost” gibt, einen Platz zum pennen. Also entschloss ich mich mal einen Tag langsam hinter ihm her zu fahren. In Chita kamen noch drei andere Russen aus Kaliningrad dazu. Der Abend wurde interessant, mit viel Vodka. Am nächsten Tag schloss ich mich den anderen drei an. Der Tageswechsel konnte nicht krasser sein, ein Tag mit 70km/h, der nächste mit 140. Spaß gemacht hat es mir nicht wirklich aber na gut. Wir schliefen bei den Iron Angels im Clubhaus. Den nächsten Tag wollte ich aber für mich sein und verabschiedete mich von allen. Ich wollte mal wieder mein eigenes Tempo fahren, Fotostops einlegen, einfach mal Pause machen und die Weite von Ostsibirien genießen. Ich endete in Tynda, wo ich mich in paar Tagen mit Juha und Steffen treffen wollte. Ich fuhr durch die Stadt auf der Suche nach einer Bleibe. Ich quatschte einen Motorradfahrer an und fragte nach einem “Bikepost”. Er schüttelte mit dem Kopf. Ein Hotel? Wieder schüttelte er mit dem Kopf. Was nun? Also fuhr ich etwas weiter in dem Kaff herum und suchte was zum pennen. Auf einmal kam der Kerl von hinten angefahren und winkte. Ich fuhr hinter ihm her, er machte ein paar Anrufe und sagte dann “come my home”. Okay, dachte ich und folgte ihm. Sayar wohnte in einer ruhigen Gegend in einer kleinen Wohnung. Er war so alt wie ich, was uns beide etwas zum grinsen brachte. Im Garten waren gerade eine kleine Party im gange und ic wurde rüber gerufen. Geduldig ging Sayar mit. Ich fühlte mich etwas schlecht denn es sah so aus als hatte er nicht wirklich Lust darauf. Ich fragte unzählige Male bis ich dann herausfand, dass der eine sein Vater war und der Rest Freunde der Familie. Also war ich beruhigter. Sein english war eher schlecht und ich konnte etwas russisch lernen, das sollte sich aber schnell ändern denn Sayar erinnerte sich verdammt schnell ans Englisch.

Am nächsten Tag fuhren wir in die Werkstatt seines Kumples um mein Gabelöl zu tauschen. Dabei fiel uns auf, dass das Telelever Lager völlig abgenutzt war und das Vorderrad wackelte. Eine sehr teure Reparatur und ohne Erssatzteil geht nichts. Von wegen, das hier ist Fernost Russland. Pascha, der Kumpel von Sayar brachte mich in eine Werkstatt, wo einfach die alte Kunststofffassung ausgedrückt wurde und einen neue Fassung reingeschmolzen. Schwer zu erklären…

Am nächsten Tag hatte ich ein etwas größeres Elektrikproblem, wieder kam Pascha angefahren und das Problem war keines mehr. Wahnsinn was die Jungs am Arsch der Welt so drauf haben. Ich genoss die Zeit mit Sayar. Juha und Steffen kamen von der BAM, machten ein paar reparaturen, auch mit Hilfe von Sayar, Pascha und halfkilo (spitzname eines Kumples der zwei) als Übersetzter.

Für Juha, Steffen und mich ging es Richtung Norden, Yakutsk. Der Lena hwy war entweder neu geteert oder sehr guter Schotter. Den Unterschied merkte man nur an dem Staub in der Luft. In Yakutsk konnten wir bei Dima wohnen. Eine sehr komische Gegend. Als wir bei der Adresse ankamen dachten Juha und ich “shit man, do you really wanna stay here? Looks freaking creapy” Ein halb zerfallenes Haus. Doch die Nachbarn kannten Dima und sagten, dass viele Biker herkommen. Also nahmen wir all unseren Mut zusammen und klopften an der Tür. Dima öffnete die Tür, einer einer etwas zu kleinen Speedo Unterhose, mit Bart und langen grauen Haaren. Die Wohung war super und Dima ein verdammt netter Kerl. Yakutsk war ganz interessant. Wir machten einen Ausflug in Permafrost Tunnel mit Eisrutsche etc. Schon cool im Permafrost rumzulaufen.

Dann ging es für uns weiter auf den sehr staubigen Kolyma hwy, besser bekannt als Road of Bones, da viele der Gulag-Gefangenen hier starben als sie die Straße bauten. Die Leichname wurden einfach als Baumaterial für die Straße verwendet. Camping war super. Es machte richtig Spaß mit Juha und Steffen zu reisen. Die straße war in einem sehr guten zustand doch das Überholen der LKWs wurde zu einer Geduldsprobe denn man konnte überhaupt nicht sehen was auf einen zukommt. Also warteten wir bis wir sehen konnten ob was kommt. Wir machten guten Fortschritt und die Campingspots waren super. Wir mussten allerdings einen Tag auf die Fähre warten. An sonsten lief es super. Das Wetter war ein Traum, keine Wolke am Himmel und das ende August. Absolut ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Der Herbst war in vollem Gange und die Sträucher und Büsche färbten sich rot. Wahnsinnig schön. Steffen und Juha nahmen die Old Summer Road und ich blieb mit meiner schweren BMW auf dem Kolyma hwy. Die Straße war wunderschön bis Ust-Nera, dann gab es zu viele Bergwerke und Baustellen. Als ich gerade einen Platz zum Zelten suchte merkete ich dass ich einen Platten hatte. Also ließ ich das Motorrad an den Fluss rollen und Zeltete dort, ließ das Problem für morgen. Schlauchlos Reifen sind verdammt einfach zu flicken also war ich früh morgens auf dem Weg. Ich hielt bei den Polar Owls in Yagadnoe und verbrachte dort zwei Tage wo ich den ganzen Kleinkram am Motorrad reparierte der mir einfiel. Fiodor war ein super Gastgeber und herzensguter Mensch. Ich konnte bei seinem Kumpel im leeren Apartment schlafen und den Tag über im Bikeclub rumhängen.

Dann ging es für mich auf die letzte Etapa nach Magadan. 500km, manchmal schön aber meist öde und häßlich. Ich erreichte Magadan am 30.8 im Abendlicht. Ich schaute mir die Maske der Trauer an, ein Monument für die Gulag Gefangenen und wartete mit einer wunderschönen Aussicht auf Magadan, das Meer und die Berge auf Maxim, der mich Abholte und mich in ein Hotel brachte. Juha und Steffen trafen am nächsten Tage ein. Alexey, auch einer von den Polar Owls kümmerte sich super um uns, fand ein Schiff für die Motorräder nach Vladivostok und ist absolut hilfsbereit. Kümmert sich um uns egal was wir brauchen. Ein Luxusurlaub hier, keine Probleme um die wir uns kümmern brauchen…wahnsinn diese russischen biker!

 

 

 

 

Baikal

In Ulaan Bator machten wir noch schnell einen Ausflug zur etwas übertriebenen Statur von Dschingis Khan und wunderten uns etwas, dass das Oasis Hostel mehr einem Motorradtreffen gleicht als einem Hostel. Ich verabschiedete mich von Rob, mit dem ich nun gut drei Wochen verbracht hatte. Mit Uwe fuhr ich zusammen Richtung Norden. Den einzigen stopp machten wir in einer Bogenfabrik und wir waren sehr beeindruckt mit welchen simplen Mitteln sie solche Schlagkräftigen Bögen bauen.

Dann ging es für uns schon zurück nach Russland. Und wieder einmal das alte Problem mit den Russen, sie sind einfach zu nett. Wir standen ganz hinten in der Reihe und da das ausfüllen der Dokumente bei uns immer etwas länger dauert gingen wir nach vorne und um etwas zeit zu sparen. Die Formulare waren nur auf Russisch. Naja, dann legte halt eben mal schnell der Zollbeamte seine Arbeit nieder und füllte die Dokumente mit uns aus. Dann wurden wir nach vorne gewunken, vorbei an der Autoschlange und dann waren wir auch schon wieder in Russland.

Wir hielten bei einem Buddhistischen Kloster und dann noch für eine Nacht in Ulan Ude. Dann fuhren wir weiter am Baikalsee entlang nach Irkutsk. Eine wirklich schöne Stadt. Uwe verabschiedete sich und machte sich auf den Weg nach Deutschland. Es war schön mit ihm, mit seiner entspannten Art, lustigen Kommentaren und seiner Moto Guzzi Quota. Dank Alexey hatte ich einen platz um mein Motorrad auseinander zu bauen und den Rahmen zu schweißen und machte noch meine Inspektion. Ich schaute mir noch ein wenig Irkutsk an und was die Frauen hier freizügig zur Schau stellten, machte eine Erledigungen wie z.b. mein neues Leatherman tool zu kaufen was mir ja in der Mongolei geklaut wurde und fuhr dann weiter zur Olhon Insel. Sie ist bekannt für Schamanismus doch durch die Ferienzeit hier viel zu voll und außerdem gibt es einen großen Waldbrand am Westufer des Sees also auch keine Aussicht. Aber hier kam ich etwas an die Grenzen der BMW und meiner Fahrkünste als Steffen und ich durch verdammt tiefen Sand auf schmalen Pfaden durch den Wald fuhren um ein Platz zum campen zu finden.

Für mich ging es zurück über Irkutsk, einmal um den Baikal See nach Ulan Ude wo ich eigentlich nicht vorhatte nochmal eine Nacht zu verbringen aber es ist etwas doof gelaufen also musste ich. An einer roten Ampel wurde ich von Walther und seiner Familie aus Österreich angesprochen und er entschloss sich kurzerhand mich ins Hotel einzuladen. Das war mit Abstand das beste Hotel in dem ich auf meiner Reise je gewesen bin, inklusive all you can eat Frühstücksbuffet.

Danke Walther für die luxoriöse Übernachtung

Danke Walther für die luxoriöse Übernachtung

Walther erzählte mir auch von den Waldbränden um Ust-Baguzin, eigentlich meinem nächsten Halt. Trotzdem wollte ich nochmal den Baikal See sehen. Also machte ich mich doch auf den verrauchten Weg zum See. Manchmal war die Sicht ganz ok, manchmal nicht. Aber ich bin froh, dass ich nochmal dort war.

BILDERGALLERIE

BILDERGALLERIE

 

 

Altai und die Mongolei

Die erste Nacht in Russland war für uns etwas verwunderlich. Wir suchten ein Hotel. Jean und ich waren wie immer auf einem Budget, Tobias und Wolfgang sahen das nicht ganz so eng. Tobias ging mit seiner unvergleichlich netten Art fragen. Als er wieder rauskam sagte er “die Zimmer sind etwas außerhalb eures Budgets, sind aber sauber und es gibt Wi-fi. Sie sind aber etwas speziell, aber lasst euch überraschen.” Die Zimmer waren verdammt luxuriös, Tobias und Wolfgang hatten beide ein Wirlpool und eine Sauna im Zimmer, für 35€ die Nacht…

Dann trennten sich unsere Wege. Jean und ich fuhren nach Barnaul wo ich nur die Reifen wechseln wollte und dann weiter. Doch das ist etwas dumm gelaufen. Das Reifenwechseln ist gut gelaufen doch der Rest war nicht ganz so geplant. In der Bikebar lernte ich Rob aus England kennen und Terminator. Eigentlich heißt er Sash, ist aber der Armwrestling champion im Altai, mit 25. Auch zu zweit hatten wir keine Chance gegen ihn…
Die Jungs waren so cool und die Mädels so hübsch also blieb ich noch ein paar Tage und wir fuhren zusammen zur Bikeparty am See. Viel Bier, Vodka und nackte Haut. Hat aber Spaß gemacht und hier zeigte sich wieder die Gastfreundschaft der Russen. Außer dem Eintrittsgeld brauchte ich nichts zahlen.

Danke für die super Zeit in Barnaul!

Danke für die super Zeit in Barnaul!

Nach dem Wochenende fuhren Rob und ich Richtung Mongolei. Das Altaigebirge ist wunderschön. Durch die Feiertage in der Mongolei war die Grenze für 5 Tage geschlossen. Irgendwie ein schönes Gefühl wenn man sich Zeit lassen muss. Der Grenzübergang war für mich etwas schwierig denn mir fehlte das Zolldokument was ich eigentlich in Kasachstan hätte bekommen müssen. Doch nach etwas Diskussion und Dickköpfigkeit durfte ich weiter.

In der Mongolei bekam ich in der ersten Stunde mein Leatherman tool geklaut. Guter Start. In Olgyi fuhr ich mit Rob und Juha zu einem Horsegame wo es eine Art Tauziehen um eine Ziege gab. War ganz lustig anzuschauen.

Rob und ich fuhren weiter auf der Südrute durch die Steingobi mit ein paar Kamelen am Wegesrand. Die Straßen waren besser als ich gedacht hatte, aber trotzdem sehr schlecht. Entweder Sand oder tiefes Waschbrett. Die ein oder andere Flußdurchfahrt war für die Abwechslung auch dabei. Eine davon war knapp Hüfttief also wurden die Motorräder eins nach dem Anderen zu dritt durchgeschoben um dann auf der anderen Seite zu erfahren dass 7km Flußabwärts eine Brücke ist.

Danke Susanne für die abwechslungsreichen spendierten Kilometer!

Danke Susanne für die abwechslungsreichen spendierten Kilometer!

Wir hatten Ozhan aus der Türkei im Schlepptau, für den seine Suzuki V-Strom um einiges zu groß war. Auch an Off-road Erfahrung mangelte es und der ein oder andere Unfall sah sehr übel aus. Trotzdem schlug er sich wacker bis zu Hälfte des Weges nach Ulaan Bator. In Altai luden wir seine V-Strom auf einen LKW. Glücklicherweise hatten wir ein super Hotel in Altai. Dort stießen wir wieder auf Uwe und Horst, die wir schon an der Grenze getroffen hatten. Am nächsten Tag machten wir uns zusammen auf den Weg nach Norden. Von Altai nach Uliastai waren es 200km sehr gute Steppenwege, ca 12 Stück nebeneinander in alle Himmelsrichtungen, die aber am Ende an der Gleichen Stelle endeten…die meisten zumindest. Bei genau 100km streikte Horsts KTM. Keine Kompression mehr. Wir versuchten ihn abzuschleppen, doch das ging etwas schief.

Noch waren wir guter Dinge...

Noch waren wir guter Dinge…

Also fuhren wir zu dritt weiter nach Uliastai um einen Abschleppwagen zu holen. Um 22h machte sich Uwe wieder auf den Weg Richtung Mitte im Niergendwo um Horst abzuholen. Am nächsten Tag musste Uwe an seiner 30 Jahre alten Moto Guzzi Quota einiges reparieren und auch ich musste etwas schweißen. Rob auf seiner Ténéré machte sich einen schönen Tag…

Dann ging es für uns weiter Richtung Ulaan Bator. Die Straße wurde um einiges Schlechter und ich hatte natürlich zu viel Spaß am fahren und war schnell unterwegs auf guter Straße. Auf einmal tauchte ein riesiges Schlagloch auf, quer über die Straße welches ich mit voller Fahrt erwischte. Mir brachen beide Kofferträger und der Rahmen am Motorrad bekam einen Riss. Mit Montiereisen wurde es notdürftig im Niemandsland geflickt und vorsichtig ging es weiter. Am Wegesrand standen einige Yaks und vor allem viele Pferde herum. Ab und An mal ein Ger mit Nomaden. Heute hatte Rob seinen schlechten Tag, drei Patten. Wir hielten noch bei einem Buddhistischen Kloster und der Hauptstadt des Dschingis Khan und dann waren wir schon im Oasis Hostel in Ulaan Bator. Das Oasis ist wohl das Ziel eines jeden Motorradfahrers der in die Mongolei fährt, denn es standen 13 weitere Motorräder im Hof.

Im Nachhinein weiß ich nicht ob mir die Mongolei gefallen hat oder nicht. Die Natur und das Zelten waren super, doch die Menschen waren etwas eigenartig und die Straßen waren weniger Anspruchsvoll als ich gedacht hatte. Oder vielleicht bin ich erfahrener geworden und bleibe einfach entspannt wenn die BMW im Sand hin und her schlingert. Dann gebe ich etwas Gas und schon läuft sie wieder gerade aus.

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Kirgistan

Nach einer wunderschönen Fahrt von Osh nach Bishkek hatte ich das Glück über drei Ecken an die Familie Demuth zu kommen. Wie so oft wusste ich nicht was mich erwarten würde. Doch mal wieder war alles super. Mit Stephan konnte ich ohne Ende lachen, er hat echt ein klasse Humor. Von seiner Frau Cholpon konnte ich viel über die Kultur der Kirgisen lernen. Mit Stephan ging ich einen Tag wandern im Wunderschönen Ala Archa Nationalpark. Mein Ersatzteil für den gebrochenen Bolzen kam am Flughafen an. Um mit dem ganzen Zoll gedöns fertig zu werden suchte ich mir Hilfe bei der Motorradcommunity in Bishkek. Mit Vova holte ich das Teil vom Flughafen ab und ich war Heilfroh um seine Hilfe. Das Einbauen ging ziemlich schnell denn Vova hatte eine sehr gut ausgestattete Garage.

Dann ging es für mich weiter Richtung Song Kul und Issyk Kul. Auf dem Weg machte ich bei einer Minareth halt und fuhr dann weiter Richtung Song Kul. Doch leider musste ich umdrehen denn die Berge waren voll mit schwarzen Wolken und Gewitter. Bei Gewitter Motorrad fahren ist nicht ganz so mein Ding. Also fuhr ich zum Issyk Kul. Auch hier hatte ich nicht gerade Glück mit dem Wetter. Ich fuhr immer bei Sonnenschein, doch sobald ich anhielt fing es wie aus dem nichts an zu regnen, wie in einem schlechten Film. Ich fuhr bei Cholpons Vater vorbei denn er baut Yurten und das wollte ich mir ansehen, doch auch hier hatte ich etwas Pech, er war geschäftlich unterwegs. Also fuhr ich weiter Richtung Karakol. Ich ging etwas wandern und fuhr weiter zum Nordufer des Issyk Kul. Auch hier wurde ich vom Regen verfolgt. Über dem See war blauer Himmel, ich fuhr wieder nur in der Sonne, doch sobald ich mir etwas ansehen wollte fing es an zu regnen. Vom Nordufer war ich sehr enttäuscht. Eigentlich wollte ich mir noch den Song Kul anschauen denn es wäre kein Umweg gewesen. Doch nach dem ganzen Pech stand ich an der Kreuzung, gerade aus nach Song Kul, rechts nach Bishkek und Kasachstan und links ans Südufer zum Zelten. Ich stand bestimmt eine halbe stunde herum und wusste nichts mit mir anzufangen. Dann dachte ich “scheiß drauf, raus hier” und machte mich auf den Weg Richtung Bishkek und Kasachstan.

Ich übernachtete noch einmal bei Stephan, Cholpon und Amelie und fuhr dann nach Kasachstan.

An der Grenze traf ich Jean aus Frankreich. Zusammen fuhren wir weiter nach Almaty. Jean hatte riesen Pech mit seinem Reifen. Drei Platten in 50km. Also suchten wir eine Werkstatt in Almaty und konnten sogar dort übernachten. Dann ging es für uns schnell weiter nach Norden denn wir wollten uns nicht registrieren lassen, was man machen muss wenn man länger als fünf Tage in Kasachstan bleiben will. Auf dem Weg trafen wir Tobias und Wolfgang und so fuhren wir zu viert durch Kasachstan zurück ins wundervolle Russland.

 

 

 

 

Der Pamir Highway

Auf dem Weg nach Tadschikistan hatte ich mich mit Aurelius, einem Schweizer den ich in Samarkand kennen gelernt hatte, verabredet. In Dushanbe machten wir zwei Tage Pause und Aurelius musste die Gabeldichtung seiner neuen BMW 1200 GS LC reparieren lassen. Außerdem war der vordere Stoßdämpfer am Ende. Durch das ESA verlor er Öl; neue BMW, altes Problem. Einmal mehr war ich glücklich über meine simple und robuste alte BMW, die bei normaler Behandlung (!) Unkaputtbar ist. Zusammen fuhren wir los Richtung Pamir. Ich war froh noch jemand bei mir zu haben. Die ersten 120km unserer Fahrt waren schöne geteerte Kilometer. Dann begann aber die Strecke über die jeder so viele Geschichten erzählt. Schlechte bis mäßige Schotterstraße, Football große Steine, riesen Schlaglöcher und Flußdurchfahrten. Bei einer der Flußdurchfahrten traf ich beim Rausbeschleunigen einen riesen Stein und legte mich ab, glücklicherweise ins Trockene. Aurelius genau so. Für die 120km ungeteerte Straße brauchten wir 6 Stunden. Unterwegs trafen wir auf Dima, einen Russen auf einer KTM. Also ging es zu dritt weiter. Die Straße verbesserte sich ungemein. Teer oder gut geschottert. Ab Korugh folgten wir dem Grenzfluss zwischen Tadschikistan und Afghanistan. Manchmal war Afghanistan nur einen Steinwurf entfernt. Ich überlegte mir es…aber vielleicht würde ich damit einen Krieg anfangen…oder es würde von der Taliban zurück geschossen werden…

Spaß bei Seite, es war eine wunderschöne Straße. Eine Nacht machten wir Halt bei den Hotsprings von Garm Chasma. Wir freuten uns auf ein Bad direkt nach dem Anstrengenden Fahren, doch wir mussten noch zwei Stunden warten. Jetzt war Frauenbadezeit. Ab 19h die Männer, ohne Badehose. Den nächsten Halt planten wir in den nächsten Hot Springs in Bibi Fatima. Die 150km Entfernung sollten schnell erledigt sein. Aber dem war nicht so. Dima´s KTM streikte. Erst brach der Kontakt der Batterie ab, war aber schnell geflickt da ich etwas Kabel dabei hatte. Wieder verstummte ein Kritiker an meinem vielen Werkzeug. Dann Streikte sein Kühlsysthem. Wieder kam Werkzeug von mir zum Einsatz was ich eigentlich nicht für meine BMW brauchen konnte. Eigentlich wollten wir in der nähe von Ishkashim auf einen Basar in Afghanistan gehen, die Grenze war aber geschlossen, da die Taliban die letzten Wochen sehr Aktiv gewesen war. Am Ende des Tages konnten wir uns entspannt in die Höhlen der Heißen Quellen von Bibi Fatima legen. Es war verdammt entspannend.

Von Bibi Fatima ging es den Rest des Tages entlang des Flusses, auf der einen Seite das Pamir Gebirge, auf der anderen Seite der Hindukush. Aus dem Tal raus wurde die Strecke schlechter. Wieder dickere Steine, Schlaglöcher und tiefere Abhänge. Aber fahrbar ist alles, es ist alles nur eine Frage der Geschwindigkeit und Technik. Meine BMW musste einiges Einstecken. Aber sie machte alles brav mit. Wir merkten, dass wir in die völlig falsche Richtung fuhren. Aus der anderen Richtung wäre die Aussicht um einiges schöner gewesen. Zwischendurch gab es ein paar Yaks an der Straße, komische Kreaturen. Wir kamen wieder auf die geteerte Hauptstraße. Aber auch hier gab es riesen Bodenwellen und Schlaglöcher. 15km vor Murgab mit einer Geschwindigkeit von knapp 100km/h traf ich ein Schlagloch und mein Lenker war nach unten gebogen. Erst dachte ich “ok, fahr ich halt so weiter, ist ja nicht weit”, dann dachte ich aber “ne komm, bieg ihn wieder zurück”. Beim zurückbiegen hatte ich auf einmal den Lenker in der Hand. Das Vorderrad wackelte hin und her. Ich versuchte zu bremsen und dabei das Motorrad aufrecht zu halten. Ich schaffte es bis fast zum Stehen bevor ich es hinwarf. Mir war der Bolzen im Lenkkopflager gebrochen, jener Bolzen welcher den Lenker am Rahmen befestigt. Ein Scheiß Gefühl war das. Also stand ich nun da. Dima und Aurelius fuhren weiter in den Ort um Hilfe zu holen. Knapp zwei Stunden später kamen sie mit einem Pick-Up wieder. Ich wollte nurnoch ins Bett, “manana est otro dia, morgen ist ein neuer Tag.”

Der Teil des Auseinanderbauens war schnell erledigt. Dann musst ich aber auf ein Schweißgerät warten um den abgebrochenen Bolzen Raus zu bekommen. Zwei Stunden später war alles erledigt, alter Bolzen raus, neuen Bolzen gefunden, eine Hülse aus einer Coladose gebastelt, sodass der Bolzen fest im Lager sitzt, fertig. Danke Ausbildung…danke Christian…

Für uns war es zu spät um weiter zu fahren. Dima ging es ohnehin nicht gut. Bei mir fing es nachts an… Trotzdem wollten wir alle weiter denn so ein schönes Wetter wollten wir nutzen. Der Rest der Fahrt nach Osh war relativ einfach und schön. Wir alle freuten uns über schöne geteerte und sehr kurvenreiche Straßen in Kyrgystan.

 

 

 

Usbekistan

Nachdem ich Türkistan verlassen hatte dachte ich es sei ein gemütlicher 280km Tag nach Tashkent. Doch stand ich anstatt vor der Grenze vor einer Mauer. Auf dem GPS schaute ich nach der nächsten Grenze. Ca. 20km weiter stand ich vor einem Zaun. Von den Soldaten wurde ich darauf hingewiesen, dass hier nur Fußgänger durch gehen dürfen. Doch wie komme ich nach Usbekistan rein? Angeblich konnte ich 50km weiter mit meinem Motorrad passieren. Als ich einen LKW Fahrer fragte waren es auf einmal 70km. Ein Tankwart sagte 80km. Aber alle zeigten in die gleiche Richtung. Bei einer Temperatur um 40°C machte es nicht ganz so viel Spaß nach einer Möglichkeit zu suchen um heute noch aus Kasachstan raus zu kommen.

Die Straße führte ins nichts, doch da jeder in diese Richtung zeigte sollte es wohl auch eine Grenze geben. Mich wunderte, dass hier keine LKW standen wie es sonst so üblich ist. Wieder stand ich vor einem Zaun, doch diesmal gab es auch ein Tor dazu. Also konnte ich mein Motorrad rein fahren und hatte eine Grenzübergang gefunden. Doch war ich anstatt der gedachten 6 Stunden bis Taschkent bereits 8 Stunden unterwegs, ohne Grenzübertritt. Aus Kasachstan raus ging es relativ schnell, nur eine Stunde. Doch in Usbekistan stand ich vor einer Kolonne von LKWs, Autos und Menschen. Anstellen hätte Tage gedauert. Also fuhr ich auf dem Fußgängerweg an der Schlange vorbei bis zur Absperrung, stieg ab und ging zu den Soldaten, zeigte auf mein Motorrad und sagte “Tourista…”

Daraufhin wurde ein LKW rückwärts gefahren und ich konnte an der Absperrung vorbei. Der Papierkran ging relativ schnell, zwei Stunden in praller Sonne, mit Motorradkleidung an usw. Mein Wasser was ich dabei hatte war schön warm geworden. Weitere zwei Stunden dauerte es mein Gepäck zu durchsuchen. Es wurde alles ausgepackt und durchsucht, Bücher Seite für Seite durchgeblättert, nach Medikamenten gefragt. Es war wohl mehr Neugier als Pflicht, zu wissen was der Bärtige von Außerhalb dabei hat. Nach vier Stunden Grenze ginge es Richtung Tashkent. Unterwegs wurde ich von zwei Kontrollpunkten angehalten die meine Dokumente sehen wollten, aber mit Farbkopien zufrieden waren.

In Tashkent gewöhnte ich mich an die Hitze, tauschte Geld und lernte es zu zählen. 200 US$ wurden gegen 860 000 Som getauscht, also 860 Scheine á 1000 Som. Ansonsten schaute ich mich etwas um, erholte mich aber mehr von der langen Fahrt und dem langen Grenzübergang.

Weiter ging es nach Samarkand, auf dem Weg wieder einige Kontrollpunkte die mich aber meist nicht anhielten. Einmal wurde mein Pass mit den Registrierungen kontrolliert. In Usbekistan muss man sich bei jeder Überachtung registrieren lassen, zelten ist nur für Fahrradfahrer erlaubt. Bei der Hitze ist mir das auch ganz recht. In Samarkand hatte ich ein super Hostel mit blick auf Registan und eine Mosché.

Die ersten Tage blieb ich im Hostel und erzählte mit anderen Reisenden, die ich endlich traf, darunter viele Fahrradfahrer und auch zwei Motorradfahrer. Endlich war ich angekommen auf meiner Reise. Freute mich endlich unterwegs zu sein. Die nächsten Tage schaute ich mir Samarkand und genoss die Atmosphäre hier. Ich fand es etwas schade, dass ich nicht über den Iran fahren konnte und so mehr von der Seidenstraße hätte sehen können. Aber gut, so ischs lewe…

Nach fünf Tagen in Samarkand machte ich mich auf den Weg nach Bukhara. Unterwegs hätte ich mir noch eine Festung von Alexander dem Großen anschauen können, aber ein 120km Umweg bei über 40°C wollte ich doch nicht in Kauf nehmen. Bukhara war viel Touristischer als Samarkand aber die Sehenswürdigkeiten befanden sich alle im Zentrum und somit hatte es einen viel originelleres Flair als Samarkand. Aber es war alles gesäumt von Souvenierläden. Teppiche hier, Seide dort. Leider war das meiste nicht Handgemacht sondern kam aus China. Nach 2 Tagen ging es schon weiter Richtung Tadschikistan. Usbekistan hat mir sehr gut gefallen und ich kann jedem nur empfehlen mal eine Reise dorthin zu machen. Jedoch war es für mich das am meisten kontrollierte Land in dem ich je gewesen bin. Keine Fotos in den wunderschönen U-Bahn Stationen in Toshkent, keine Fotos von Brücken oder Straßen waren erlaubt, für jede Übernachtung musste eine Registrierung vorgelegt werden, man musste stehts seinen Reisepass inklusive der Registrierungen bei sich tragen. Trotzdem hat es mir sehr gut gefallen. Bei der Ausreise wurde ich wieder komplett durchgecheckt. Ich Trottel hatte vergessen bei der Einreise meine 10 000 Rubel und die 400$ zu deklarieren die ich im Motorradanzug versteckt hatte. Glücklicherweise wurde dieser nicht durchsucht sonst wäre hätte ich mit einer hohen Geldbuße rechnen müssen.

Auf nach Tadschikistan …und Afganistan???

 

 

 

Von Moskau nach Türkistan

Nach einigen Schwierigkeiten in der Vorbereitung ging es mehr oder weniger mit kleiner Verspätung los, auf in Richtung Moskau. Zwischendrin machte ich nochmal kurz in Berlin bei Hannes, Philipp und Shivam halt. Es waren ein paar sehr schöne Stunden mit Erinnerungen and die WG in Brasilien. Für mich ging es dann weiter Richtung Moskau, einmal quer durch Polen auf neu geteerten Straßen (nein, die Straßen haben keine Löcher mehr!). Weiter durch Litauen nach Lettland von wo aus ich nach Russland einreisen wollte. Etwas bammel hatte ich schon da ich ja von Deutschland aus die Stories kannte dass in Russland die Beamten schlimm sind und nur auf Bestechung aus. Auch sonst sind die Russen eher unfreundliche, nicht hilfsbereite, besoffene Zeitgenossen die einem nur das Leben schwer machen. Alles völliger Blödsinn! Das einzige was an der Grenze lange dauerte war das warten auf das englische Zollformular. Dann wurde noch schnell eine Sichtkontrolle und ein paar Fragen über mein Gepäck gestellt und dann hatte ich den Stempel in meinem Pass. Bei dem Zollformular wurde mit mit netter Gestik erklärt, dass ich dieses Formular bis zur Ausreise bei mir haben muss. Kein Mensch wollte bestochen werden, kein Mensch war unfreundlich zu mir. War ich wirklich in Russland? Anscheinend schon. Anscheinend hatte ich zu viele Geschichten gehört von Menschen, die noch nie in Russland waren und nur die blödsinnigen, übertriebenen Medien verfolgen. Die 600km nach Moskau waren auf guter Straße einigermaßen schnell zurückgelegt.

In Moskau wollte ich mich mit Ruslan treffen, der mich eingeladen hatte bei ihm zu wohnen. „Oh Gott, ein ich werde bei einem Russen wohnen, bin ich denn des Wahnsinns? Das ist bestimmt einer von den Nachtwölfen…“ Auch völliger Blödsinn! In Moskau angekommen stellte sich mir die erste Herausforderung, der Feierabendverkehr. Schlimmer als ich Verkehr je gesehen hatte. Autos überall. Doch das nette war, dass sie einem Motorradfahrer platz machen, sodass er schneller vorbei kommt. Das war aber das schlimmste Verkehrschaos was ich je in meinem Leben gesehen hatte. Nach dem Abendessen erzählte mir Ruslan, dass heute wohl viel los sein wird an der Uni. Dort finden sich jeden Tag Motorradfahrer zusammen um zu quatschen, fahren, und Frauen in Hautengen Ledenkombis auf Rennmaschinen hinterher zu schauen. Das ein oder andere Rennen gibt es auch. An einem Mittwoch Abend waren gut 500 Motorräder da, einfach so. Die Motorradcommunity in Moskau ist einzigartig. Alle halten zusammen, egal was für Motorräder gefahren werden, die Polizei hält keine Motorräder an, dafür gibt es eine extra (sehr tolerante) Einheit. Und hier in Moskau fahren sie etwas gestört. Immer Vollgas. An jeder roten Ampel finden sich in der vordersten Reihe Motorräder zusammen und ratet mal was passiert wenn es grün wird? Genau: Vollgas. Die Autos halten einen gewissen abstand denn sie wissen was passiert. Nungut, nach dem Treffen machten wir noch eine kleine Sightseeing tour durch Moskau bei Nacht. Für mich ist das so wunderschön nachts bei kaum Verkehr mit meinem Motorrad jemand hinterher zu fahren der die Stadt kennt. Donnerstags schaute ich mir die Stadt an. Ich begann mich einsam zu fühlen. Ich konnte niemanden Verstehen, mich verstand niemand und ich konnte kein Wort lesen. Sogar mir etwas zu essen kaufen war nicht leicht. An dem Donnerstag hatte ich irgendwie Glück und es war kaum ein Mensch da. Also konnte ich mir den Roten platz, das Grab des unbekannten Soldaten und Lenins Mausoleum in aller Ruhe anschauen, nur der Kremel war geschlossen. Wie ich Freitags bemerkte war das auch der Grund dafür, dass es so leer war. Freitags war alles voll mit Touristen. Samstags fuhr ich mit Ruslan zu seinen Eltern zum Grillen. Eine absolut tolle Familie. Mit einem großen Dank an Ruslan muss ich sagen dass ich eine super tolle Zeit in Moskau hatte. Für mich ging es weiter Richtung Kasachstan. Den ersten Tag schaffte ich 600km bis nach Penza. Hier war nun das Problem eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. “och jo, kann ja nicht so schwer sein…” schön wär´s. Ich kann nichtmal das Wort “Hotel” lesen. Mein GPS führte mich zu nicht vorhandenen, geschlossenen oder scheiß Hotels. Nach drei Stunden in der Stadt rumgurken wollte ich einfach nur noch pennen. Die Autofahrer in Russland hupen und winken immer. Ganz oft geht das Fenster nach unten und ich krieg den Daumen nach oben gestreckt. Das half mir aber nichts mit meinem Problem. Zwei Jungs fuhren neben mich und schreien mir was entgegen, wie immer schrie ich zurück “Germany”. Keine Ahnung ob sie das wissen wollten. Doch irgendwie konnte ich ihnen zu verstehen geben, dass ich was zum schlafen brauche. Etwas später lag ich in einem super tollen, komfortablen, nagelneuem, günstigen Hotel. Cool!

Mein nächster Halt sollte Samara werden. Hier konnte ich bei Vladimir wohen, eine Erfahrung für die ich sehr froh bin. Denn Vladimir, 22 Jahre jung wohnte bei seiner Oma in einem alten Soviert Plattenbau mit Kontainer für zwei Motorräder. Mit seinem Kumpel fuhren wir die Stadt ansehen. Samara hat einen gewissen Charme. Die Innenstadt ist total runtergekommen und vergammelt. Aber die wunderschönen schnitzereien um die Fenster, Türen und an der Dachrinne lassen nur vermuten wie wunderschön es hier zur Blütezeit der Stadt gewesen sein muss. Das war die andere Seite Russlands nach dem Prunk in Moskau. Von Samara aus fuhr ich nach Kasachstan, die Grenze war schnell und einfach passiert. In Oralsk bekam ich einen Schock wie teuer die Übernachtungen hier waren, nichts unter 25$. Aber gut, nach der vielen Fahrerei hatte ich mir das verdient. Ich war mir nicht sicher ob ich die Große runde durch Zentralasien wirklich machen sollte. “Warum? Warum nicht? Kein Bock, will wieder nach hause, brauche jemand zum reden, will wieder Luxus haben, Menschen die meine Sprache sprechen, essen, Sicherheit, mehr essen, hier ist teuer…” Mir ging es etwas dreckig. Vielleicht auch weil ich die letzten Tage nicht viel gegessen hatte. Am nächsten Tag wollte ich bis nach Aktobe fahren wo ich immer noch die Chance hatte zurück nach Russland zu fahren.

Mit der Zeit ist mir aufgefallen, dass Russen und Amerikaner sehr viel gemeinsam haben. Nette, offene, neugierige, hilfsbereite Menschen, ein sehr großer Nationalstolz, stolz auf ihre Geschichte und vor allem finde ich die Charakterzüge der Menschen die ich bisher in Russland und den USA getroffen habe sehr sehr ähnlich. Wo wird man sonst von einem Wildfremden Menschen auf einem Motorrad zum essen eingeladen?

Ich fuhr durch Aktobe, dachte mir “komm, kannst jawohl weiterfahren”. Also ging es in die Steppe, wunderschöne grüne grasbewachsene Steppe, weitläufiger als in Kanada, da es hier keine Zäune gibt. Land so weit das Auge reicht. Perfekt zum Campen, ich hatte total lust zu Campen doch eh ich mich versah lag ich in einem vergammelten Motelbett. Was zum Teufel? Egal, morgen ist auch noch ein Tag. Ich war sehr früh wieder auf der Straße. Mir fiel auf, dass mit meiner Registrierung etwas schief gelaufen war und dass ich in drei Tagen aus Kasachstan draußen sein musste und noch knapp 1700km zu fahren. Also fuhr ich bis es dunkel wurde. Knapp 1000km hatte ich an dem Tag geschafft. Nur gerade aus, die Landschaft änderte sich von grünem Gras zu braunem Gras, zu trockenen Büschen und Temperaturen knapp über 30°C. Die Straße: frisch geteert. Die einzige Abwechslung waren die Kamele die ab und zu mal auf oder an der Straße standen.

Einen Tag später war ich in Türkistan, in einem tollen Hotel. Ich schaute mir die Mosche und das Mausoleum an. Deswegen hatte ich also den Umweg gemacht. Das erste mal seit dem ich bei Ruslan in Moskau war hatte ich ein zufriedenes lächeln auf den Lippen. Leider konnte ich nicht noch einen Tag bleiben, denn ich musste raus aus Kasachstan.

Doch das war leichter gesagt als getan…

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